Das Landlsperger-Anwesen (links) wird in der nächsten Woche abgerissen. Damit verschwindet ein gefährlicher Engpaß
Rund um die Mauern des Petersfriedhofes lauerten bis dato zwei der unübersichtlichsten Engpässe des Stadtgebietes auf arglose Verkehrsteilnehmer. Alte Gebäude versperrten Sicht und Fahrbahn auf gefährliche Weise. Weder Verkehrsspiegel noch Verkehrszeichen vermochten die Situation zu entschärfen. Schon vor geraumer Zeit wurde die Einmündung Mühlweg/Petersgasse erheblich verbreitet und übersichtlich gemacht. In der nächsten Woche wird auch das zweite Nadelöhr „gesprengt“. Die Stadt Straubing hat das Landlsperger-Anwesen aufgekauft, das so nahe an die Mauern des Petersfriedhofes herangebaut worden war, daß der Verkehr nur einspurig geführt werden konnte.
Hupen und vorsichtiges Fahren waren an dieser Stelle die einzige Möglichkeit, sich den Gegenverkehr vom Leibe zu halten. Denn die vorfahrtsregelnden Verkehrsschilder konnten wenig helfen: erst mitten in der Durchfahrt konnten entgegenkommende Fahrzeuge entdeckt werden. Dabei war dieser Engpaß relativ stark befahren, lag er doch an der direkten Verbindung von Donaubrücke und Stadtteil Ost (über Donaugasse, Petersgasse, Schanzlweg).
Das Haus sah schon Agnes Bernauer…
Mit dem Landlsperger-Anwesen, das bis vor kurzem noch bewirtschaftet wurde, verliert Straubing eines seiner ältesten Häuser. Wegen fehlender Urkunden kann das genaue Alter freilich nicht bestimmt werden. Bauart und Dicke der Mauern lassen aber darauf schließen, daß das Haus in jedem Fall schon seit dem Mittelalter steht. Wie der einschlägige Fachmann auf diesem Gebiet, Straubings Ehrenbürger und Heimatforscher Dr. K e i m, dazu mitteilte, ist mit dem Landlsperger-Anwesen auch eine Sage verbunden. Danach soll die Leiche der Agnes Bernauer hinter dem Haus von den Donaufluten angeschwemmt worden sein. Deshalb stand in dem Gebäude lange Zeit hindurch die Agnes-Bernauer-Statue, die jetzt im Gäubodenmuseum untergebracht ist.
Nach dem Abbruch des Landlsperger-Anwesens wird das Gelände eingeebnet und befahrbar gemacht. An einen regelrechten Ausbau der Straße entlang des Petersfriedhofes ist noch nicht gedacht. Die geplante Donauuferstraße (wir berichteten darüber) soll nämlich in einigen Jahren über diese Strecke verlaufen.
Straubinger Tagblatt vom 16.09.1968